GlenAllachie – Ein junger Stern unter den schottischen Whisky Brennereien
Die vergleichsweise junge Destille wurde erst 1967 gegründet. Sie wurde durch den Technologen William Delmé-Evans entworfen. Dieser hatte zuvor bereits bei den Destillerien Jura und Tullibardine sein Können unter Beweis gestellt. Und so waren es auch die Betreiber der Jura Destillerie, die Mackinlay-Mc Pherson Ltd., die den Technologen Delmé-Evans engagierten um eine Brennerei in der Speyside zu planen und zu errichten.
Der Standort
Einer der wichtigsten Faktoren bei der Standortwahl einer Brennerei ist stets die Versorgung mit qualitativ gutem Wasser. In der Nähe der höchsten Erhebung der Whisky Region Speyside, dem Berg Ben Rinnes, fanden die Investoren perfekte Bedingungen. Die beiden Bäche Henshead und Blackstank eignen sich perfekt zur Destillation bzw. zur Kühlung. Das weiche, torfgetränkte Wasser war genau richtig für die Produktion.
Das Team hinter dem Whisky
Bis zum Jahr 2017 war GlenAllachie vor allem ein Zulieferer für Blends, allen voran Chivas Regal. Aber auch bei anderen Blends wie Mackinlay`s, King`s Ransom, House of Lords, Clan Campbell, 100 Pipers, Legendary und Queen Anne war er als Single Malt Zutat sehr beliebt. 2017 war es dann endlich soweit, dass nach langer Zeit eine schottische Destille von ausländischen Investoren zurück in die Hände schottischer Whiskyexperten gelangte. Es waren Billy Walker, Trisha Savage und Graham Stevenson. Diese drei bringen es zusammen auf über 100 Jahre Erfahrung in der Whisky Industrie. Billy Walker ist wohl das bekannteste Gesicht der drei Manager. Er ist ehemaliger Miteigentümer von BenRiach, GlenDronach und Glenglassaugh musste diese jedoch verkaufen. Trisha Savage ist die ehemalige Direktorin von BenRiach und komplettiert wird das Trio von Graham Stevenson dem ehemaligen Manager von Inver House Distillers. Außerdem gelang es ihnen Richard Beattie anzuheuern der als Operations Manager seine über dreißig Jahre Erfahrung für GlenAllachie einsetzen wird. Das erklärte Ziel ist es einen herausragenden Single Malt Scotch Whisky zu machen, der ohne die Bürokratie der Großkonzerne und deren finanziellen Einfluss direkt aus schottischer Hand in Eigenverantwortung entsteht.
Technische Ausstattung der Brennerei
Die Herangehensweise von William Delmé-Evans war es das Prinzip einer gravity flow distillery, also einer Destille die mit Hilfe der Schwerkraft möglichst Energiesparend arbeitet, umzusetzen. Die Anlage war darauf ausgelegt bis zu vier Millionen Liter Alkohol, vor allem als Lieferant für die Blendindustrie, jährlich zu produzieren. Dazu wurden über der Malzmühle der Firma Porteus Malzsilos mit einer Gesamtkapazität von 270 Tonnen gebaut. Das Malz wird von außerhalb bezogen und ist größtenteils ungetorft. Der Maischbottich, der das mit Wasser vermengte Schrot aufnimmt, hat eine Kapazität von zehn Tonnen, was eine beachtliche Größe darstellt. Die beim Abkühlen der Würze entstehende Wärme wird zum Aufheizen des Läuterwassers genutzt. Insgesamt sechs Gärtanks mit je 50.000l Fassungsvermögen stehen zur Verfügung. Vier von Ihnen werden dann mit 42.500l Würze gefüllt. Die flüssige Hefe darf dann bis zu 160 Stunden lang ihre Arbeit verrichten. Dies ist eine enorm lange Fermentationszeit und es entsteht ein bierähnliches Wash mit einer Alkoholkonzentration von ungefähr 9,5%. Danach dürfen die zwei großen Wash Stills mit je 36.368 l Kapazität den ersten Brennvorgang verrichten, beim Kondensieren der Alkoholdämpfe kommt eine weitere Besonderheit der GlenAllachie Brennerei zu Tage. Die horizontal verlaufenden Kondensatoren sind eine Seltenheit bei den Whisky Destillen. Das Ergebnis ist ein Spirit mit einem vollen kräftigen Körper.
Die Lagerung:
Der kraftvolle Malt reift in den unterschiedlichsten Fässern heran. So werden zum Beispiel Oloroso-, Marsala-, Pedro-Ximénez-, Port-, Moscatel- und Sauterness Fässer mit dem New Make befüllt bzw. der fertige Malt in ihnen gefinished. Auf über 40.000 Fässer können die Whiskyexperten dabei zurückgreifen. Dazu gehören auch sehr alte Jahrgänge, die immer wieder mit in die Abfüllungen einfließen. Wichtig dabei ist laut Billy Walker, dass beim Blenden der Fässer das Ergebnis immer großartiger sein muss, als seine einzelnen Bestandteile. Und der Erfolg gibt ihm bislang Recht.
Die Abfüllungen:
Dank einer neuen eigenen Abfüllanlage ist man im Stande nicht nur große Mengen andernorts abfüllen zu lassen, sondern kleine feine Batches von erlesenen Qualitäten selbst abzufüllen. Dabei sind auch die „Standardqualitäten“ von GlenAllachie nicht zu verachten. Wie etwa der zwölfjährige mit 46% abgefüllte Single Malt, der drei verschiedene Fasstypen beinhaltet und sich fruchtig und körperreich im Glas präsentiert. Neben den tollen Standardqualitäten kommen auch immer wieder neue tolle Serien. Wie etwa zum 50.ten Geburtstag der Brennerei, als zum 50th Anniversary Bottling einige handausgesuchte sehr alte Fässer abgefüllt wurden. Oder die „special selected for germany“ Reihe in der drei Einzelfässer exklusiv für den deutschen Whiskymarkt abgefüllt wurden. Der neueste Geniestreich des Billy Walker ist kaum zu glauben und nennt sich dementsprechend: „Wood you believe it?“ in Anspielung auf das gute Fassmanagement. Hier werden in einer eigenen Reihe dem Whisky spezielle Fässer zur Nachreifung gegönnt.
Der erste in der Reihe ist ein acht Jahre alter Single Malt, der zuerst in Ex-Bourbon Fässern und anschließend in sogenannten Quarter Casks der Chicagoer Brennerei Koval, in denen zuvor amerikanischer Roggen Whiskey gelagert wurde. Die Quarter Casks sind Fässer mit ca. 125l Inhalt in denen der Whisky aufgrund der geringen wesentlich mehr Kontakt zur Fasswand hat und in kürzerer Zeit entsprechend viele Aromen aufnehmen kann.
Der zweite Whisky aus der Serie ist ein zehn Jahre alter GlenAllachie und reifte auch erstmal in Ex Bourbon Fässern. Danach durfte er in sogenannten Vintage Ruby Port Pipes aus Nordportugal Platz nehmen, die ihm neben der typischen Rubinroten Farbe zudem auch süße Noten von Heidehonig, Butterscotch und Melassesirup verleihen.
Und der letzte im Bunde ist ein zwölf Jahre alter GlenAllachie der wie die ersten beiden zuvor in Ex Bourbon Fässern lagerte um dann ein Pedro Ximenez Sherry Holz Finish zu bekommen. Der zusätzliche Alterungsprozess reichert den Geschmack an und lässt einen süßen und fruchtigen Single Malt entstehen.
Fazit:
Wenn Whiskyexperten gleichzeitig Whiskyenthusiasten und dazu noch Whiskyproduzenten sind kann es nur gut werden. Und so darf man sich als Genießer auf jede dieser tollen Abfüllungen freuen die mit Leidenschaft und Erfahrung immer ein hervorragendes Geschmackserlebnis bieten.