Die Whiskybotschaft wurde von der “ taz“ gebeten, das schottische Referendum in Bezug auf die Entwicklung der Whiskypreise zu kommentieren.
Hier der Artikel:http://taz.de/Referendum-in-Schottland/!146204/
Den Gesamten Inhalt finden Sie hier:
Das Thema Unabhängigkeit beschäftigt sehr. So hat sich auch unser Whiskyclub bei seinem Treffen am ersten WE im Monat aktuell mit der Thematik beschäftigt. Unser Clubabend im September stand unter dem Motto „Zwischen Herz und Verstand“ – einem Zitat aus der Rheinischen Post vom 28.8.2014, welches das Spannungsfeld meiner Meinung nach sehr gut beschreibt.
Als leidenschaftliche Schottland-Fans können wir den Wunsch der Schotten –
mit vielen Menschen in Schottland verbinden uns inzwischen langjährige
Freundschaften – gut nachvollziehen, sich vom „ungeliebten“ Nachbarn und der
als Fremdbestimmung empfundenen Reglementierung aus dem Süden zu lösen.
Dies wurzelt ganz tief in der schottischen Geschichte und ist sehr von
Emotionen geprägt – ohne es unbedingt auf die aktuellen persönlichen
Lebensumstände beziehen zu können, kultivieren viele Schotten doch eine
überlieferte Hass-Liebe gegen England. Somit rückt nun erstmals seit über
300jähriger Union die Chance zum Greifen nah, sich davon zu befreien und als
unabhängige, sehr stolze Nation ein neues Kapitel in der schottischen
Geschichte zu beginnen.
Unter nüchterner, vernunftgesteuerter Betrachtung birgt diese Loslösung
jedoch auch Risiken, die ich am Beispiel des schottischen Whisky gerne
erläutern möchte:
Aktuell macht Scotch Whisky ein Viertel am Gesamtexport der UK mit
Nahrungsmitteln & Getränken aus, einer der größten Märkte ist die EU. Hier
gelten leider länderspezifische Regelungen bzgl. der Alkoholsteuer, was den
Import-Export kompliziert genug gestaltet. Mit der Unabhängigkeit
Schottlands, die dann erstmal kein EU-Mitglied mehr wäre, kämen auch noch
Importzölle aus einem Non-EU Staat hinzu, was die Preise weiter nach oben
treiben würde. Dies trifft insbesondere die Standardware in einem
Preissegment zwischen 25 und 95 Euro, da hier der Anteil der Steuern
proportional hoch ist. Bei Raritäten und Sondereditionen, die im
Preissegment von einigen hundert Euro oder mehr angesiedelt sind, spielt
dies nur noch eine untergeordnete Rolle. Zumal solche Whiskies oftmals auch
Sammlerobjekte oder Wertanlagen darstellen und gar nicht mit der Absicht sie
zu genießen erworben werden.
In unserem Geschäft macht der Anteil von Scotch Whisky – nahezu alles Scotch
Single Malt Whisky – einen Anteil von ca. 90-95% aus, somit verfolgen wir
die Entwicklung in Schottland natürlich sehr genau. Bei unserem letzten
Besuch im Juni diesen Jahres waren insbesondere an der Westküste und den
Inseln viele „Yes“ Bekundungen in den Fenstern der Häuser zu sehen,
wohingegen in den Arbeitervierteln der Großstädte keinerlei Zeichen einer
bereits stattgefundenen Meinungsbildung sichtbar waren.
Wir blicken gebannt auf die Ergebnisse des Referendums am 18.9.2014 und sind
gespannt, ob dann ein neues Kapitel in der schottischen Geschichte
aufgeschlagen wird. Unser Whiskyclub hat sich bei der Diskussion darum von
einem „The Glenlivet Guardians Chapter“ inspirieren lassen, einem Whisky aus
der Distillery The Glenlivet, die als eine der Ersten 1824 das legale
Brennrecht erworben hat und deren Guardians Chapter von den treuesten
Anhängern dieses feinen Speyside Malts ausgewählt und in die
Geschichtsbücher der Destille geschrieben wurde.