Vom Gorda bis zum Quarter Cask – Die unterschiedlichen Fasstypen für die Fassreifung

Gut Ding will Weile haben. Diese Weisheit trifft besonders auf Whisky zu.

Ein guter Whisky entsteht nicht von heute auf morgen, sondern reift über viele Jahre hinweg in Fässern. Die Fässer sind allerdings weit mehr als nur der Lagerungsort.

Die Art des Fasses und der zuvor darin gelagerte Inhalt bestimmen maßgeblich über Geschmack, Farbe und Aussehen des Whiskys. Immerhin sind etwa 70% des Aromas durch das Fass bedingt.

Das richtige Fass zu wählen, das dem Whisky den gewünschten Charakter verleiht und zu einem einzigartigen Genusserlebnis werden lässt, ist eine Kunst für sich.

WhiskyfässerGrundsätzlich scheiden frische Fässer zur Lagerung von Whisky aus, da sie einen zu starken Holzgeschmack an das Getränk weitergeben.

Deswegen kommen für die Reifung von Whisky ausschließlich gebrauchte Eichenfässer infrage, in denen vorher Bourbon oder Sherry, aber auch Portwein, Madeira, Rot- oder Weißwein sowie Rum oder Cognac gelagert wurden.

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal bei den Fasstypen ist die Größe. Je kleiner ein Fass, desto größer die Kontaktfläche zwischen Destillat und Holz. In kleinen Fässern vollzieht sich die Reifung deswegen schneller.

Dies sind in der Whiskyindustrie verwendete Fässer:

Gorda (700 Liter)

Dieser Fassriese aus amerikanischer Eiche stammt von der amerikanischen Whiskyindustrie. Das Fass wird eher selten für die Reifung von Whisky eingesetzt, sondern vielmehr für die Vermählung verschiedener Whiskys beim Vatting oder Blenden.

Madeira Drum (650 Liter)

Das kleine, aber sehr dicke Fass zeichnet sich durch seinen großen Durchmesser aus und besteht aus französischer Eiche. Sehr häufig wird in diesem Fass Madeira Wein gelagert, bevor es für ein entsprechendes Whisky Finishing eingesetzt wird. Whiskys, die ihre Zeit im Madeira Drum verbringen dürfen, besitzen meist ein sherryartiges, aber salzigeres Aroma.

Port Pipe (500 – 650 Liter)

Das große, langgestreckte Fass aus europäischer Eiche hat ein Fassungsvermögen von rund 500 – 650 Liter. Entsprechend dem Namen werden Port Pipes zur Lagerung von Portwein eingesetzt und dienen beim Whisky in erster Linie dem Finishing. Durch den Portwein erhält der Whisky ein süßes Aroma.

Barrique (220 – 700 Liter)

Die aus der Weinherstellung bekannten Barrique Fässer werden aus europäischer Eiche hergestellt. Ein festes Größenmaß lässt sich bei diesem Fasstyp nicht festlegen. Obgleich das übliche Maß zwischen 220 und 300 Liter liegt, gibt es auch Barrique Fässer mit einem Fassungsvermögen von 700 Litern.

Butt (500 Liter)

Das aus europäischer Eiche hergestellte Sherry Butt besitzt ein Fassungsvermögen von etwa 500 Litern. Diese Fassart, welche in erster Linie für die Reifung von Sherry eingesetzt wird, zählt zu den gängigsten von der Whiskyindustrie genutzten Sherryfässern. Aufgrund des teuren Imports sind Whiskys mit Sherry Finish oftmals teuer als jene aus Bourbon-Fässern.

Puncheon (500 Liter)

Das Puncheon Fass hat das gleiche Fassungsvermögen wie ein Butt, es besitzt jedoch eine andere Form. In der Whiskyindustrie wird als Puncheon sowohl ein kurzes dickes Fass aus amerikanischer Eiche als auch ein länglicheres aus europäischer Eiche bezeichnet. Das Puncheon, was häufig bei der Produktion von Rum und Sherry zum Einsatz kommt, wird in der Whiskyindustrie vor allem für Whisky-Finishes verwendet.

Hogshead (225 oder 250 Liter)

Das Hogshead (wörtl. „Schweinekopf“) zählt zu den am häufigsten verwendeten Fässern für schottischen und irischen Whiskey. Es gibt zwei unterschiedliche Typen. Das Sherry-Hogshead besteht aus europäischer Eiche und fasst 250 Liter. Das Bourbon-Hogshead aus amerikanischer Eiche besitzt ein Fassungsvermögen von 225 Litern. Es wird weitestgehend für die Reifung von Bourbon genutzt. Anschließend werden die gebrauchten Fässer an die Whiskyindustrie verkauft und für die Herstellung von Whisky in Ex-Bourbon-Fässern eingesetzt.

ASB / Barrel (ca. 200 Liter)

Während das Butt das übliche Maß für Sherry-Fässer ist, wird der Fasstyp ASB (ebenso wie Hogshead) besonders für die Lagerung von Bourbon benutzt. ASB ist die Abkürzung für American Standard Barrel und ist, wie der Name verrät, das Standardfass der amerikanischen Whiskyindustrie sowie die gängigste Fassgröße der Bourbon-Whiskeyindustrie. Folglich findet es besonders bei der Reifung von irischen und schottischen Whisky in Ex-Bourbon-Fässern Anwendung.

Blood Tub (40 Liter)

Der kleine Blood Tub, in den gerade einmal 40 Liter passen, ist eigentlich ein Bierfass. Aufgrund des geringen Fassungsvermögens ist er ungeeignet für die Reifung größerer Mengen und wird deswegen meist nur für spezielle Abfüllungen verwendet. Ursprünglich wurde das Fass einst gebaut, damit es auf Pferde und Eselrücken transportiert werden kann.

Quarter Cask (50 Liter)

Wie der Name erahnen lässt, bietet dieses Fass Platz für ein Viertel des Inhalts von einem Barrel und damit für etwa 50 Liter. Der kleine Quarter Cask mit seiner länglich-ovalen Form wurde ursprünglich entwickelt, damit die Fässer auf Esel- und Pferderücken transportiert werden konnten. Heutzutage ist dieses Fass vor allem wegen des intensiven Holzkontaktes beliebt, denn aufgrund des größeren Verhältnisses von Oberfläche zum Inhalt reift der Whisky in einem Quarter Cask schneller.

Quellenangabe / Bild:

© Hans-Martin Goede / Fotolia.com

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