Virtuelle Whiskytour auf Islay Teil 5: Bruichladdich

Bruichladdich DestillerieIslay ist eine kleine, idyllische Insel an der Westküste Schottlands. Die Insel verzaubert mit wilder, unberührter Natur.

Fruchtbare, grüne Weiden, mit Heidekraut überwachsene Hügel, liebliche Wäldchen, diamantklare Bäche und riesige Torfmoore überziehen die Insel. An der Küste laden wunderbar einsame Sandbuchten zum Wandern ein und die schroffen Steilklippen bieten einen zauberhaften Ausblick, während rundherum der Atlantik wild und unberechenbar braust. Doch der Hauptgrund, warum Touristen Islay besuchen, ist nicht die reizvolle Landschaft oder das große Vogelschutzgebiet, sondern flüssiges, hochprozentiges Getreide.

Mit einer Fläche von gut 600 km² ist die Insel kaum größer als Hamburg, aber gleich acht weltbekannte Single-Malt-Brennereien produzieren hier schottisches Gold. Nirgendwo sonst gibt es mehr Destillerien auf einer so kleinen Fläche. Doch es ist nicht nur die Anzahl an Destillerien, denen Islay den Ruf als Whiskyinsel verdankt. Es ist auch der sehr eigene Charakter der Whiskys, die für ihren rauchig-torfigen Geschmack bekannt sind. Auf unserer Whiskytour durften wir bereits die vier Destillerien Ardbeg, Lagavulin, Laphroaig und Bowmore besichtigen. Als nächstes Ziel erwartet uns die Bruichladdich Brennerei.

Die Geschichte von Bruichladdich

Bruichladdich liegt an der Meeresbucht Loch Indaal, nur wenige Kilometer entfernt von der Bowmore Destillerie. Der Name der Destillerie stammt aus dem Gällischen und heißt übersetzt „flache Hangküste“. Ihre Geschichte beginnt im Jahr 1881, als die drei Brüder Robert, William und John Gourlay Harvey die Brennerei ganz in der Nähe von Bowmore gründeten. Während die meisten Brennereien aus umgebauten Bauernhäusern entstanden, war die Bruichladdich ein kompletter Neubau, der von vornherein als Whiskybrennerei geplant worden war.

Sie zählte in ihrer Anfangszeit mit zu den modernsten Whisky-Brennereien. Ein Teil der damaligen Ausrüstung, wie etwa der gusseiserne Maischebottich und die Brennblase für den Rohbrand, blieb sogar über die Jahre hinweg erhalten und wird heute noch verwendet. Nach ihrer Gründung befand sich die Brennerei über 50 Jahre in Familiensitz. Da sich die Brüder allerdings zerstritten, übernahm William Harvey ab 1889 das Amt des Managers und führte die Brennerei alleine weiter. Doch aufgrund einer Stilllegungsphase von 1929-1937 wurde die Brennerei nach Williams Tod im Jahre 1936 an Hobbs & Co verkauft. Es folgten mehrere Besitzerwechsel, allerdings konnte die Brennerei nicht mehr an die erfolgversprechenden Anfänge anknüpfen.

Die Schließung im Jahre 1995 schien das endgültige Aus für die Bruichladdich Destillerie und ihre Whiskys. Doch es kam anders!

Das Jahr 2000 war ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Destillerie. In diesem Jahr kauften Murray McDavid die Bruichladdich Brennerei und verhalfen ihr zu neuem Ansehen. Die Brennerei wurde im alten viktorianischen Stil restauriert und die Produktion wieder aufgenommen. Als Produktionsleiter konnte der erfahrene Brennmeister Jim McEwan von der Destillerie Bowmore gewonnen werden.

Im Juli 2012 ging die Destillerie dann in den Besitz des französischen Spirituosenkonzerns Rémy Cointreau über. Bekannt ist die Bruichladdich Destillerie heute nicht nur wegen ihrer hochwertigen Whiskys, sondern auch aufgrund der riesigen Vielfalt an Abfüllungen. Seit ihrer Wiedereröffnung im Jahr 2000 hat die Islay-Destillerie über 450 neue Whisky-Abfüllungen herausgegeben. Ein besonderes Destillat ist der Octomore, der als torfigster und rauchigster Whisky der Welt gilt und mit einem Phenolgehalt von bis zu 258 ppm alle Sinne überwältigt. Benannt ist der Whisky nach einer stillgelegten Brennerei. Diese wurde 1816 auf der Octomore Farm – ein kleiner Bauernhof außerhalb der Stadt Port Charlotte – gegründet.

Nach dem Tod des Gründers George Montgomery konnte sich seine Familie nicht über die Eigentumsrechte einig werden und die Brennerei musste schließen. Heute dienen die Farmgebäude als Lagerhäuser von Bruichladdich und der Name der alten Brennerei wird für eine Bruichladdich-Marke verwendet, unter deren Namen äußerst stark getorfte Single Malt Scotch Whiskys mit einem Phenolgehalt ab 167 ppm herausgebracht werden. Daneben gibt es noch zwei weitere Produktionslinien: den normalen ungetorften Bruichladdich und der leicht getorfte Port Charlotte mit einem Phenolgehalt von ca. 40 ppm.

Eine Besonderheit der Destillerie ist das Fassangebot. Seit 2002 bietet Bruichladdich Whiskyfans die Chance, ein eigenes Fass zu erwerben. Dabei kann der Käufer selbst über den Torfgehalt, die Fassgröße, die Art des Fasses und die Lagerdauer bestimmen. Zudem gibt es die Bruichladdich Akademie, bei der die Teilnehmer einen 5-tägigen Einblick in die Whiskyproduktion erhalten.

Die Produktion und Lagerung von Bruichladdich Whisky

Jede Destillerie ist so einzigartig wie die Whiskys, die sie produziert. Auch die Bruichladdich Brennerei besitzt ihre eigenen charakteristischen Besonderheiten. So ist sie beispielsweise die einzige Whisky-Brennerei auf Islay und eine der wenigen in Schottland, die vor Ort abfüllt. Außer Glenfiddich und Springbank verfügt sonst keine andere schottische Destillerie über eine eigene Abfüllanlage. Zu den Markenzeichen von Bruichladdich gehört eine beeindruckende Vielfalt verschiedener Whiskys, die sich zwar geschmacklich unterscheiden, aber allesamt eine sehr gute Qualität aufweisen.

Das Geheimnis dieser hochwertigen und außergewöhnlichen Whiskys, die sich weltweit großer Beliebtheit erfreuen, liegt in den ausgewählten Zutaten und der sorgfältigen Produktion. Bruichladdich legt besonders großen Wert auf eine traditionsbewusste Herstellung. Das zeigt sich nicht nur darin, dass teilweise noch die originale Ausrüstung aus der Anfangszeit verwendet wird, sondern auch in dem vollkommenen Verzicht auf eine Computersteuerung bei der Produktion. Alles geschieht ganz traditionell von Hand.

ine weitere Besonderheit ist der hohe Anspruch von Bruichladdich, wahre Islay-Whiskys zu produzieren, die die Ursprünglichkeit und Natürlichkeit Islays widerspiegeln. Die Bruichladdich Whiskys sollen deswegen möglichst zu 100 % auf Islay hergestellt und gelagert werden. Deswegen setzt die Brennerei in vielen Abfüllungen auf lokal erzeugte Gerste, die jedoch nicht vor Ort, sondern von großen Malzfirmen gemälzt wird. Das für den Whisky verwendete Wasser stammt aus dem Bruichladdich-See und der Octomore-Quelle.

Die Bruichladdich Brennerei verfügt insgesamt über zwei Wash Stills mit je ca. 17.000 Litern Kapazität und zwei Spirit Stills mit jeweils ca. 12.000 Litern Fassungsvermögen. Um ein möglichst reines Destillat als Endprodukt zu erhalten, werden die Rohbrandbrennblasen mit nur knapp dreiviertel ihrer Kapazität (ca. 12.500 Liter) und die Feinbrandbrennblasen mit nur etwas mehr als der Hälfte (ca. 7000 Liter) befüllt. Darüber hinaus besitzt die Brennerei eine der wenigen voll funktionstüchtigen Lomond Stills, welche für die Herstellung von Gin verwendet wird. Bei der Lomond Still handelt es sich um eine verstellbare Brennblase, bei der die Rückflussmenge durch verschiedene Konfigurationen des Halses und des Lyne Arms reguliert werden kann. Zudem gehören zur Ausstattung der Brennerei ein Maischebottich und sechs Gärbottiche.

Bruichladdich Whisky Lagerung

Wie bei allen Whiskys von der Insel wird der Geschmack stark durch die Lagerung am Meer beeinflusst. Die salzige Meeresluft dringt mit der Zeit in die Fässer ein und hinterlässt in den Whiskys ihre unverkennbaren Geschmacksspuren. Wie ausgeprägt diese sind, variiert je nach Fass und Lagerzeit. Insgesamt besitzt die Brennerei 12 Warehouses am Loch Indaal (8 in Bruichladdich und 4 in Port Charlotte) und insgesamt 35.000 Fässer. Zwar wird der Malt von Bruichladdich hauptsächlich in Ex-Bourbonfässern gelagert, dennoch weist kaum eine andere schottische Destillerie eine derart große Fassvielfalt auf wie Bruichladdich.

Das Sammelsurium an verschiedenen Fässern reicht von Ex-Sherry-Fässern über Chateau-d’Yquem-Fass aus Frankreich und Weinfässer aus Italien bis hin zu Portfässern und vielen weiteren Fassarten.

Der Geschmack von Bruichladdich Whisky

Der Geschmack von Bruichladdich lässt sich nicht allgemein beschreiben. Grundsätzlich unterscheidet man bei den Bruichladdich Whiskys zwei Stile: Die Whisky der Standardlinie werden weiterhin unter dem Namen Bruichladdich vertrieben. Sie heben sich geschmacklich stark von den anderen Whiskys der Insel ab, da sie Islay-untypisch nicht getorft sind. Sie weisen ein aromatisches, leicht salziges und trockenes Aroma auf. Daneben gibt es aber auch noch die Torflinie, zu der die Whiskys der Linien “Octomore” und “Port Charlotte“ gehören. Diese Whiskys besitzen den für Islay typischen torfigen Charakter, der von Whisky-Kennern weltweit geschätzt wird. Durch die Einteilung der Whiskys in drei Produktlinien erkennt der Genießer anhand des Namens sofort, was ihn bei einer Flasche erwartet. Eine Gemeinsamkeit verbindet allerdings einen Großteil der Brennereiabfüllungen. Die Bruichladdich Whiskys werden ungefärbt – also ohne Zusatz von Zuckerkulör – und ohne Kühlfilterung abgefüllt.

Zwar wurde das riesige Programm an Bruichladdich-Abfüllungen nach der Übernahme durch Rémy Cointreau sehr verschlankt, dennoch gibt es auch heute noch viele verschiedene ungetorfte und getorfte Abfüllungen herausragender Qualität. Neben diversen jungen Abfüllungen ohne Altersangabe und den normalen Standardabfüllungen wie Classic Laddie bietet Bruichladdich auch viele Wein- und Sherry-Finishes und bereichert die Whiskywelt mit Experimenten wie dem vierfach gebrannten Bruichladdich Whisky X4. Besonders der kräftige und imposante Torf-Weltmeister Octomore ist ein Highlight für Fans rauchschwerer Whisky und eine Herausforderung für die Geschmacksnerven.

Überzeugen Sie sich von der Qualität der Bruichladdich Whiskys. Bruichladdich steht für authentische, wunderbar ausbalancierte und handwerklich perfekt hergestellte Whiskys. Mit verschieden stark getorften Brennarten, verschiedenen Fasstypen bei der Lagerung und verschiedenen Altersstufen schafft es Bruichladdich Produkte für unterschiedliche Geschmäcker zu produzieren.

Quellenangabe / Bild:

© Stephane Farenga / flickr.com / CC BY 2.0-Lizenz / Änderung: Zuschneiden des Bildes

© good-god-guy / flickr.com / CC BY 2.0-Lizenz

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